Kurzfilm, Lesung und Gespräch zu politischer Gefangenschaft
„In den Zeiten, in denen wir nicht im Folterraum oder in Ohnmacht waren, suchten wir nach Dingen, um uns beschäftigen, damit wir nicht zusammenbrechen oder verrückt werden. Eines dieser Dinge war das Lernen der Namen und der Adressen voneinander, damit die Überlenden unter uns – falls jemand überleben würde – den Familien der Anderen etwas sagen konnten. Nicht unseren Ort, da wir nicht wussten, wo wir waren. Außer, dass wir in diesem Keller sind, an irgendeinem Ort in diesem Schlachthaus, das einst Heimat hieß. Aber wir könnten jenen Familien sagen, dass ihr Sohn am Leben ist. So eine Information kann eine Mutter oder einen Vater vor dem Tod durch Kummer retten, aber sie kann sie auch töten, wenn sie anfangen, sich vorzustellen, was ihr Sohn erleidet.“
Ein Gefängnis unter der Wüste. Der Folterknecht eines Regimes. Ein Demonstrant, dessen Leben nie wieder das gleiche sein wird. Was haben sie sich zu sagen?
Im Film von und mit Thaer Ayoub geht es um Syrien und die Erfahrungen, die Gefangene dort machen mussten. Dass Widerstand ins Gefängnis führt, hat angesichts von Russlands Inhaftierungen von Kriegsgegner*innen nichts an Aktualität verloren. Im Gegenteil.
Der Filmabend
Den Rahmen für den Kurzfilm von 2021 bilden eine literarische Einführung zum Gefängnis von Thaer Ayoub sowie ein Gespräch von Podium und Publikum zu politischer Gefangenschaft, Widerstand und die Frage, was Kunst und Künstler*innen angesichts der Bedrohung tun können.
Mitwirkende
Regie: Jonas Säverin
Darstellende: Sascha Bogdanovic, Thaer Ayoub