- Diese Veranstaltung hat bereits stattgefunden.
Gastspiel: Kohlhaas
28. Mai um 19:30 – 21:00
Eine öko-terroristische Inszenierung – aber nur als ob. Die Theatergruppe Lachende Bestien (CZ) kehren wiederholt zu den Kohlhaas-Motiven zurück und interpretieren Kleists Novelle auf unkonventionelle Art.
Eintritt: 16€ / ermäßigt: 12€ / Chemnitz-Pass: 5€
Hinweis: In der Vorstellung wird Tschechisch gesprochen. Es wird deutsche Übertitel geben.
Heinrich von Kleists Novelle „Kohlhaas“ erzählt die Geschichte eines Mannes, dem Unrecht widerfährt. Bei seiner Suche nach Wiedergutmachung kommt der Moment, in dem legale Mittel nicht mehr ausreichen. Im Kampf für Gerechtigkeit bricht Michael Kohlhaas das Gesetz und greift zur Gewalt. Die Lachenden Bestienbrechen die gewohnte Interpretation des Textes und wagen sich vor zu einem originellen Kommentar.
Die Inszenierung ist keine Studie darüber, wann aus einem Menschen ein Terrorist wird.
Oder ein Partisan.
Oder ein Revolutionär.
Aber sie könnte es sein.
Auf dem Grundriss von Kleists Novelle eröffnet die Theatergruppe Lachende Bestien eine Polemik über die Grenzen der Legitimität und Legalität von Gewalt in einem so illegitimen System wie dem Kapitalismus in Zeiten der Klimakatastrophe. Der Held von Kleists Werk – Michael Kohlhaas – beschließt, sich für das ihm angetane Unrecht zu rächen und entfacht einen Aufstand des unterdrückten Volkes.
Kohlhaas Geschichte ist nachvollziehbar und es ist ein Leichtes, mit dem Helden zu sympathisieren. Die Inszenierung stellt implizit die Frage, warum nicht ähnliche Sympathien von Klimaaktivisten geweckt werden, die doch mit ähnlicher Vehemenz für das Gemeinwohl nicht nur aller Menschen, sondern des gesamten Planeten kämpfen.
Die Produktion ist ein Aufschrei der angestauten Frustration und Klimatrauer. Die Aufrichtigkeit der künstlerischen Aussage wird dadurch verstärkt, dass es sich um eine Autorenproduktion handelt und beide Regisseure die Hauptrollen übernehmen. Trotz schwieriger Themen wie der Hegemonie der Macht, der Klimakatastrophe und des systemischen Rassismus verliert die Produktion nicht ihren unverwechselbaren, ja sogar farcenhaften Humor.
Die Lachenden Bestien knüpfen mit Kohlhaas an ihre eigene Theaterlinie an, in der die klaren Grenzen zwischen Persönlichem und Politischem, zwischen alternativem Theater und Schauspieltheater verfremdet und verwischt werden. Ihre Inszenierung, basierend auf den Prinzipien des Epischen Theaters von Brecht, spielt mit dem Text des Originals ein interpretatives Spiel und das Theater selbst ist das Material.
Mitwirkende
Konzept und Regie: Hába, Spišák
Darsteller: Čížek, Hába Zmrzlá, Hába, Spišák
Bühnenbild: Černá
Musik: Čížek
Dramaturgische Zusammenarbeit: Švecová
Produktion: Svobodová
Über Lachende Bestien
Die Lachenden Bestien sind ein alternatives Theaterensemble aus Prag, das mit ihren aufrüttelnden, politischen und gesellschaftskritischen Inszenierungen die drängendsten Themen unserer Zeit behandelt. 2011 wurde die Gruppe um den Regisseur Michal Hába, den Musiker Jindřich Čížek und die Bühnenbildnerin Adriana Černá gegründet. Mittlerweile gelten die „Lachenden Bestien“ als eine der progressivsten Theatergruppen in Prag.
Das Ensemble widmet sich dem Autorentheater sowie der originellen Interpretation von Werken tschechischer und weltweiter Autoren. Sie knüpfen an die Tradition des Epischen Theaters von Bertolt Brecht an, und zwar nicht nur durch entfremdetes Schauspiel, sondern vor allem durch einen analytischen Blick auf die Realität. In ihren Projekten thematisieren und hinterfragen sie die Idee des Kapitalismus und befassen sich programmatisch mit sozialer Ungleichheit. Das Ergebnis dieses Profils ist ein gesellschaftskritisches, engagiertes und appellatives Theater, das gleichzeitig durch Selbstironie und Überblick über ernste Themen gekennzeichnet ist.
Weitere Informationen: https://lachendebestien.eu/
Der Taupunkt e.V. wird gefördert durch den Kulturraum Stadt Chemnitz und der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen. Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes. Wir danken für die Unterstützung unserer Arbeit!